3. Platz

Bläser Jansen Partner GbR mit TREIBHAUS Landschaftsarchitektur

Innovationscluster Tor West – Ibbenbüren

 

Historie und Keimzelle – Die ehemalige Zeche

Das Gelände der ehemaligen Zeche Oeynhausen stellt bisher einen dominanten Fremdkörper sowie eine unzugängliche und undurchlässige Barriere in die umgebenden Freiräume von Ibbenbüren dar. Allerdings liegen in den denkmalgeschützten Substanzen der historischen Bestandsgebäude und der Strahlkraft des Schachts 1 erhebliche Potenziale, die Impulse für eine zukunftsfähige und identitätsstiftende Entwicklung initiieren. Das zukünftige Areal Tor West soll nicht nur ein neuer Innovationsstandort und Eingangsbereich für Ibbenbüren werden, sondern auch die weitere Entwicklung des I-Nova-Parks beschleunigen.

 

Neues Quartier voller Energie und Leben

Durch die Ansiedlung von Start-Ups und zukunftsträchtigen Branchen gelingt die Transformation der ehemaligen Zeche zu einem Innovationsstandort. Eine Technologieschmiede für erneuerbare Energien, von der Forschung und Entwicklung über die Produktion bis zur Vor-Ort-Anwendung am Objekt, stellt eine starke Weiterentwicklung vom einstigen Energieträger Kohle zur Solarkraft dar. Zur Entwicklung eines lebenswerten Stadtquartiers braucht es aber ebenso eine menschliche Komponente. Im Kernbereich des neuen Tor West ist Raum für eine Entwicklung, die auf die Bedürfnisse der Menschen der Umgebung ausgerichtet ist und diese mit dem übergeordneten Energiethema sowie der Geschichte des Standorts verknüpft.

 

Zechen- und Gewerbelogik

Für die Entwicklung einer räumlichen Idee zur Umsetzung des programmatischen Ansatzes lohnt ein Blick auf die Abläufe über und unter Tage, die den Alltag auf der nun zu entwickelnden Fläche jahrzehntelang geprägt haben. Diese Abläufe folgen einem prägnanten, fast maschinellen Muster, das sich an der Oberfläche in den neugeschaffenen Clustern widerspiegelt. Das Kulturcluster wird durch den Wasserspeicher und der angrenzenden Halle dominiert, in dem das Bergbaumuseum einziehen soll und somit die Geschichte des Standortes für die Zukunft erhalten wird. Die einstigen Förderanlagen um den Quartiersplatz stehen heute symbolisch für die Förderung neuer Innovationen dar. Im Osten des Areals entstehen Produktionsgebäude, die durch ihre Dynamik vergangenen Industrieanlagen der Zeche Oeynhausen erinnern.

 

Ertragreiche Keimzellen

Tor West gliedert sich in drei aufeinanderfolgende Cluster. Im Westen entsteht mit der Neuansiedlung des Bergbaumuseums eine Keimzelle der Kultur, die an die Geschichte und die Transformation des Standorts erinnert. Daraufhin folgt der Quartiersplatz als Keimzelle von Innovationen, die in den angrenzenden Einrichtungen entwickelt werden. Aber auch weitere Nutzungen, die den Platz beleben, finden sich in den Erdgeschosszonen. Im Osten entsteht ein Produktionscluster mit Werkstätten, in denen die zuvor entwickelten Innovationen produziert werden.

 

Prägnante Raumprinzipien

Jedes Cluster wird mit einem prägnanten räumlichen Prinzip entwickelt, das eine unverwechselbare Identität und Adressbildung erzeugt. Das Kulturcluster definiert sich durch die historischen Gebäude, die an die Geschichte des Standortes erinnern. Das Innovationscluster bildet einen urbanen Übergang von Bestand zu Neubau. Das Produktionscluster wiederum besteht vorwiegend aus Neubauten. Jedes dieser Cluster hat einen Individuellen Platz, um den sich die Gebäude gruppieren. Die Plätze sind untereinander verknüpft und bilden ein fußläufig durchschreitbares Band. Der Wasserspeicher und der Förderturm 1 prägen als Hochpunkte und Landmarken das Gebiet und werden durch Sichtachsen überall auf dem Gelände sichtbar sein.

 

Produktive Freiräume

Das gesamte Areal wird von Freiräumen zusammengehalten und von Grünzügen gegeliedert. Im Mittelpunkt des Freiraumkonzepts stehen die drei Plätze als Keimzellen. Ihnen gemein ist eine hohe Aufenthaltsqualität und Begrünung. Der Platz, um den sich das Produktionscluster bildet, ist geprägt durch eine Grünanlage mit positiver Auswirkung auf das Mikroklima. Der Quartierplatz wiederum greift die historischen Bodenbeläge des Zechengeländes auf und dient als Multifunktionsplatz für Feste und Märkte. Der Museumsplatz ist der kleinste der drei Plätze und wird durch die bestehenden historischen Strukturen gefasst. Markant für das neue Areal Tor West sind die Grünelemente der Freiräume, die multicodiert angelegt sind und somit ökologische, produktive und mikroklimatische Funktionen erfüllen können.

 

Kohle oder Schwammstadt

Die Anpassung der Stadt an den Klimawandel ist elementarer Bestandteil eines zukunftsfähigen Städtebaus. Ein wichtiger Baustein der Klimaanpassung im Städtebau ist die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung. Daher wird auf dem gesamten Tor West-Gelände an den unterschiedlichsten Orten Wasser aufgefangen, gespeichert, gefiltert und dem Grundwasser zugeführt. Dazu zählen Dachbegrünungen wie auch sickerfähige Flächen im öffentlichen Raum. Plätze dienen der Rückhaltung von Regenwasser. Wie durch Aktivkohle wird das anfallende Regenwasser behandelt und an die Ränder von Tor West geleitet, um dieses kontrolliert der Natur rückzuführen.

 

Zeche wird lebendig

Mit der sukzessiven Umsetzung des freiräumlichen und städtebaulichen Konzepts wird die ehemalige Zeche bald zu einem Innovationsquartier, das als repräsentatives Eingangstor ein starkes Statement für den Ideenreichtum und die Geschichte Ibbenbürens setzt. Aus der ehemaligen Zeche Oeynhausen wird ein zukunftsfähiger und klimafreundlicher Auftakt für den Gewerbepark I-Nova. Nicht nur Start-Ups werden sich hier ansiedeln, sondern auch Kultureinrichtungen und Treffpunkte für alle Ibbenbürener. In Tor West wird zukünftig geforscht, entwickelt und – im Sinne von neuen Werkswohnungen – auch gewohnt.

 

Quelle: Bläser Jansen Partner GbR mit TREIBHAUS Landschaftsarchitektur