Dampfender Kühlturm

Kumpel vor dem Schacht

Die Kohle. Unsere Region. Beides gehört seit langem zusammen. Der Bergbau hat uns geprägt. Zu dem gemacht, was wir sind. Tradition verleiht Kraft. Stärke. Das wird vom Bergbau bleiben.

Der Steinkohlebergbau in unserer Region geht bis auf das Jahr 1846 zurück. Das Kohlerevier befindet sich heute im Wesentlichen nördlich des Teutoburger Waldes. Auf dem Gebiet der Stadt Ibbenbüren und der Gemeinde Mettingen. Doch auch Hopsten, Hörstel, Recke und Westerkappeln zählen zu den Bergbaukommunen.

Das Bergwerk der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH umfasst im Wesentlichen vier Flächen:

  • Schachtanlage von Oeynhausen (Ibbenbüren)
  • Nordschacht (Mettingen)
  • Rudolfschachthalde (Ibbenbüren)
  • Halde an der Hopstener Straße (Ibbenbüren)

Das Bergwerk der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH gehört zu den drei letzten aktiven deutschen Steinkohlebergwerken, neben den Zechen Prosper-Haniel in Bottrop und Auguste Victoria in Marl.

Es wird 2018 das letzte Bergwerk sein, dass seinen Schacht schließt. Hintergrund der Schließung ist der Beschluss der Europäischen Kommission, 2018 die Subventionierung des deutschen Steinkohlebergbaus auslaufen zu lassen.


Im Interview.

Dr. Marc Schrameyer und Heinz Steingröver. Ein Gespräch über die Kohlekonversion und die Staffelstabübergabe als Vorsitzender des Entscheidungsgremiums.
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Tradition erhalten. Und für die Zukunft fruchtbar machen. Ein Ziel, das sich der Arbeitskreis Bergbautradition gesetzt hat. Zum Arbeitskreis gehören:

  • Bergbaumuseum Ibbenbüren
  • Knappenverein Tecklenburger Land e.V.
  • Musikverein „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren e.V.
  • Verein zu Heimat- und Brauchtumspflege Ibbenbüren
  • Heimat- und Verkehrsverein Mettingen e.V.
  • Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) Mettingen

Koordinator des Arbeitskreises ist die Schnittstelle Kohlekonversion. Der Arbeitskreis wird von der Volkskundlichen Kommission Westfalen, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH fachlich begleitet.


EHEMALIGER BERGMANN UND MITBEGRÜNDER DES BERGBAUMUSEUMS

Herr Röhrs, der Bergbau war ihr Beruf. Der Bergbau ist Ihr Leben. 2018 wird dieses Kapitel geschlossen. Was empfinden Sie, wenn Sie daran denken?

Hans Röhrs: Wenn ich an das Ende des hiesigen Bergbaus im Jahre 2018 denke, lasse ich die fast 500-jährige Geschichte wie in einem Film an mir vorüber laufen. Am Anfang standen die kleinen Haspelschächte, und im 19.Jh. folgten weit größere Anlagen, wie z.B. der Beustschacht, in dessen Schatten ich wohne. 1953 lernte ich den Ibbenbürener Bergbau als Praktikant, als „Bergbaubeflissener“ erstmals kennen, war als Bergbauingenieur ab 1960 tätig und konnte in den Jahrzehnten danach die Entwicklung der Betriebsanlagen, der Technik und der Belegschaft hautnah miterleben und mitgestalten. Die sagenhaften Bergfeste tauchen in meinen Erinnerungen auf, aber auch Grubenunglücke, mit denen der Bergbau in früheren Zeiten zu kämpfen hatte. Ich erinnere mich zudem an bedrohliche Zeitabschnitte für den Bestand der Zeche, hervorgerufen durch die Kohlenkrise, sowie an die dazu solidarischen Aktionen der Belegschacht für den Erhalt des Bergbaus. Ich denke, dass es eine gute Zeit war für unseren Bergbau, in der Ingenieurleistung und die hohe Motivation der Belegschaft es ermöglicht haben, was nicht selbstverständlich ist, dass unsere Zeche zu den zwei letzten Steinkohlenzechen Deutschlands zählt. Auch die Bedingungen für die Stilllegung, die rechtzeitige Bekanntgabe sowie die sozialverträgliche Gestaltung werden hoffentlich wohl keine Bitterkeit aufkommen lassen, wenn 2018 das letzte Skipgefäß im Oeynhausenschacht gezogen wird.

 

Was glauben Sie: Inwiefern prägt der Bergbau auch die Mentalität der Menschen in der Region?

Röhrs: Die Mentalität der Bergleute wird ganz erheblich durch ihren schweren Beruf geprägt. Der Bergmann ist stolz auf seinen Beruf. Er kann ohne viel Federlesens anpacken, und einer ist auf den anderen, auch aufgrund der Gefahren, angewiesen. Daraus erwächst die sprichwörtliche Kameradschaft der Bergleute. Sie sind bodenständig, hilfsbereit und Familienmenschen. In jeder Hinsicht kann man sich auf sie verlassen. Dabei sind sie auch humorvoll, traditionsbewusst , wissen zu feiern und betätigen sich gern im Sport und für zahlreiche Aktivitäten der örtlichen Vereine.

 

Wie kann die Bergbautradition erhalten werden?

Röhrs: Die Tradition im Leben der Bergleute spielt wie bei keinem anderen Berufszweig eine herausragende Rolle. Sie gilt es zu erhalten und auch die jüngere Generation weitgehend einzubeziehen. Vorrang hat die Bergbautradition besonders beim Knappenverein mit seinen etwa vierhundert Mitgliedern. Wichtig ist dabei, dass sich die ehrenamtlich tätige Führung immer wieder um ein attraktives Programm bemüht, und besonders die Geselligkeit gepflegt wird. Der „Musikverein Glückauf“ mit seinen zwei Orchestern und dem Steigerchor spielt schon sehr lange eine bedeutende Rolle im kulturellen Leben unserer Region. Motivierte Dirigenten, die ihr Fach verstehen, werden auch weiterhin attraktive Konzerte gewährleisten und die „Feierabende“ sowie die Barbaramesse in Mettingen mit Leben erfüllen. Mehrere Heimatvereine der Region werden die Bergbautradition in ihrem Programm beibehalten. Zeugen des Bergbaus wie Seilscheiben, Grubenlokomotiven, Kohlenhobel und manches mehr tragen zur Erinnerung an den Bergbau auch in der Öffentlichkeit bei. Mir persönlich als Gründer liegt natürlich das Bergbaumuseum sehr am Herzen. In diesem Jahr kann bereits das 25-jährige Jubiläum gefeiert, und dabei der 110.000. Besucher begrüßt werden. Auch die bereits denkmalgeschützten Zechengebäude, die hoffentlich noch durch weitere auf der von Oeynhausen-Schachtanlage ergänzt werden, tragen zur Erinnerungskultur bei.

 

Was ist Ihr größter Wunsch für die Region nach 2018?

Röhrs: Mein größter Wunsch nach 2018 ist zunächst, dass die Region es schafft, durch weiteren Aufstieg von Industrie und Handwerk den Ausstieg unseres Bergbaus als größten Arbeitgeber des Kreises Steinfurt gut zu verkraften. Für die nach der Stilllegung frei werdenden Flächen und Gebäude wünsche ich mir vernünftige Entscheidungen mit dem richtigen Maß für erhaltenswerte Objekte, für Industrieansiedlungen oder für die Rückführung von Flächen in den früheren natürlichen Zustand. Ich wünsche mir ferner nach wie vor attraktive Stadt- und Ortskerne mit möglichst noch mehr grün, den Erhalt auch kleinerer Spezialgeschäfte und ein reges kulturelles Leben. Die Schonung der Umwelt sollte bei den Verantwortlichen einen sehr hohen Stellenwert haben, wenn es zum Beispiel um die Auswahl von Flächen für Industrieansiedlungen oder um Umgehungsstraßen sowie um das Fällen von Bäumen geht. Kulturelle Einrichtungen erfreuen sich in unserer Region besonderer Beliebtheit und Anerkennung, und in dieser Hinsicht sollte sich der Sparstift äußerst fern halten. Für besonders anerkennenswert halte ich den hohen Anteil an ehrenamtlich tätigen Bürgern in unserer Region, und das dieser Zustand auch von der jüngeren Generation fortgeführt wird, ist ein weiterer meiner Wünsche. Auch würde ich es sehr begrüßen, wenn es in einer so positiven Umwelt und landschaftlich attraktiven Gegend mit Optimismus weiterhin zu zahlreichen Familiengründungen mit möglichst mehr Kindersegen als in der jüngeren Vergangenheit kommen würde. Schließlich wünsche ich mir noch, dass motivierte und kluge Verwaltungen sowie Stadt- und Gemeinderäte dazu beitragen mögen, erfolgreich und lebenswert die Zukunft unserer Region zu gestalten.

 

Herr Röhrs, vielen Dank für das Interview.


schicht:ende 2018.

Ende 2018 ist es soweit- nach einer mehr als 500jährigen Tradition endet der Steinkohlenbergbau in Ibbenbüren.  Der Bergbau hat uns geprägt und es  gilt ein Stück davon zu bewahren.

Bezugnehmend auf die Zukunfswerkstatt „Bergbautradition“ im Dezember 2018  mit den Vertretern der Traditionsvereine, der RAG, Kulturschaffenden, Vertretern des LWL und der Stadt Ibbenbüren unter der Organisation der Schnittstelle Kohlekonversion, ging als Ergebnis hervor das Jahr 2018  mit vielen bunten und kreativen Veranstaltungen  zu schmücken.  Der Arbeitstitel lautet: „Schicht:Ende 2018“. Diese Idee wurde Stück für Stück weiter ausgearbeitet, aber für eine erfolgreiche Realisierung wir ihre Hilfe benötigt!

Es gibt bestehende Veranstaltungen, wie der Neujahrsempfang oder die Landeskirchschicht, bei der Sie sich mit Ihrer Aktion beteiligen können. Sie singen in einem Chor, treten Sie 2018 zur Landeskirchschicht mit Liedern zum Thema Kohle auf. Neben der Anknüpfung an bestehenden Veranstaltungen, besteht natürlich auch eigene Ideen oder Veranstaltungen umzusetzen, wie ein Konzert oder eine Kunstausstellung.

Weitere Informationen zum Thema schicht:ende und zur Anmeldung ihrer Idee erhalten Sie unter folgendem link und über das Stadtmarketing Ibbenbüren:  http://www.schicht-ende.info/